Diese Auftragsarbeit für ein Pfullendorfer Stegstreckerpaar hat mich sehr in meine Kindheit und Jugend katapultiert. Ich komme ja ursprünglich aus dem Bodenseeraum, aus einem kleinen Dorf namens Schwende, wo es mehr Tiere als Einwohner gibt. Zwei Straßenlaternen, ein Briefkasten und eine kleine Kapelle für Andachten und besondere Momente. Kurz um meine Kindheit war unglaublich behütet und sehr Naturverbunden. Dazu bin ich mit reichlich Traditionen groß geworden, wie z.B. mit der “ Fasnet“, über die ich heute etwas berichten werde, da es sich bei den Stegstreckern um eine Narrenzunft handelt.
In den meisten Orten des schwäbisch-alemannischen Raumes finden die ersten Fastnachtsveranstaltungen nach Ende der weihnachtlichen Festtage am 6. Januar, dem Dreikönigstag statt.
Nach altem Brauch werden an Dreikönig die Schemen (Larven) abgestaubt. Von da an „goht’s degege“, es beginnen die ersten Veranstaltungen und Umzüge. Die eigentliche Fasnet startet allerdings erst mit dem Schmotzige Dunnschtig, der Gestern am 24.02.2022 gestartet hat (der Donnerstag vor Aschermittwoch), dem Höhepunkt der Fasnet. Von diesem Tag an finden vermehrt Umzüge und Veranstaltungen statt, und es werden Spezialitäten wie beispielsweise Fasnetsküchle zubereitet und es wird auch eine Menge getrunken :-). Der Winter muss ja schließlich ordentlich ausgetrieben werden. Der Beginn der närrischen Tage wird in vielen Orten lautstark gefeiert. In Überlingen , Weingarten, Pfullendorf oder Markdorf schnellen die Narren mit ihren Karbatschen. In Rottweil klepfen die Buben in den Gassen mit einer Fuhrmannspeitsche und verursachen damit einen markanten Peitschenknall. In Villingen werden die Glocken der Häser, die sogenannten Rollen, so lange unter lautem Getöse geschüttelt, bis sicher ist, dass sich auch nicht das kleinste Staubkörnchen mehr darin befindet.
Am Fastnachtsdienstag ist der Tag (bzw. die Nacht) vor dem Beginn der Fastenzeit, welche am Aschermittwoch beginnt. Dieser Abend wird bei uns mit einem Hemdglonkerumzug eingeläutet und endet mit großer Trauer um 24.00Uhr. Das Datum des Aschermittwochs liegt 46 Tage vor dem Ostersonntag, der am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr gefeiert wird.
Als Kind liebte ich das Verkleiden, die bunten, lauten Umzüge mit den tollen Holzmasken und natürlich die vielen vielen Süßigkeiten die gefühlt überall geworfen wurden. Je älter ich wurde, wurde auch mehr gefeiert :-). Das tolle war, dass egal ob groß oder klein, alt oder jung, alle gemeinsam gefeiert und den Winter mächtig ausgetrieben haben.
Und ich durfte in meiner Werkstatt ein Pfullendorfer Schnellerpaar (ca. 18km von meinem Dorf entfernt) in ihrem Häs anfertigen. Das Häs oder das Narrenhäs ist in der schwäbisch-allemannischen Fasnet das Narrenkostüm. Traditionell mit Karbatsche und co. Ich merke gerade wie mit tausend Dinge einfallen, die den Rahmen absolut sprengen würden. Wer möchte kann in folgendem Link alle über diese Zunft erfahren.
Geschichte der Narrenzunft – Narrenzunft Stegstrecker Pfullendorf (narrenzunft-stegstrecker.de)
In diesem Sinne : “ Narri – Narro“ und eine glückselige Fasnet!